Swiss Polar Institute umrundet die Antarktis

Das Swiss Polar Institute ist ein Konsortium von Schweizer Wissenschaftsinstitutionen und wurde gemeinsam von der ETH Lausanne und Zürich, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der Universität Bern und dem Unternehmer und Mäzen Frederik Paulsen gegründet. Das Institut mit Sitz an der ETH Lausanne ist der Polarforschung gewidmet und soll die Schweiz zu einem wichtigen Player in diesem Bereich machen. „Das SPI wird es der Schweiz ermöglichen, auf Augenhöhe mit anderen Nationen zusammenzuarbeiten“, erklärte OCCR-Forscher Thomas Stocker bei der Präsentation des Instituts in Bern vor den Medien. Zum Stellenwert der Polarforschung meinte er: „Die Pole sind mit Blick auf den menschgemachten Klimawandel wahrscheinlich die verletzlichsten Regionen der Erde. Seine dramatischen Folgen spielen sich in der Arktis vor unseren Augen ab, und etwas weniger offenkundig auch in der Antarktis.“

Zum Auftakt seiner Tätigkeit lanciert das SPI eine Antarktis-Umrundung, die Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE). Ende Dezember 2016 werden rund 50 Forschende aus aller Welt drei Monate an Bord des russischen Forschungsschiffs Akademik Treshnikov verbringen. Für die Teilnahme an dieser Expedition wurden aus 100 eingereichten Forschungsprojekten 22 Vorschläge ausgewählt, vier davon aus der Schweiz, und neun weitere mit Schweizer Partnern.

Das Funktionieren des Südlichen Ozeans besser verstehen

An den ACE-Vorhaben sind auch verschiedene OCCR-Forschende beteiligt. Martin Grosjean beispielsweise ist Teil eines Projekts, das die Veränderungen im Aufnahmevermögen der Ozeane für CO2 ermitteln will. Eine entscheidende Rolle spielen dabei der Südliche Ozean und die südlichen Westwinde. Das Projekt will die Veränderungen des Windregimes über die vergangen 12'000 Jahre an Hand von verschiedenen Klimaproxies rekonstruieren, darunter Ablagerungen in Seesedimenten auf Inseln, welche die Akademik Treshnikov auf ihrer Reise ansteuern wird.

Auch das Vorhaben, an dem Sam Jaccard beteiligt ist, interessiert sich für das Funktionieren des Südlichen Ozean. Unter anderem soll es zeigen, wie im Eismeer Eisen zirkuliert und durch welche Mechanismen gelöstes Eisen von Phytoplankton aufgenommen wird. Zudem soll ausfindig gemacht werden, wie der organische Kohlenstoff von der Oberfläche in die Tiefen des Meers strömt. (Zur Rolle des Südlichen Ozeans als Senke oder Quelle für Treibhausgase siehe auch „Mehr Treibhausgase aus dem Meer„.

Klimainformationen aus dem ältesten Eis der Erde

Die grossangelegte Antarktis-Umrundung stellt nur der Beginn der Forschungsaktivitäten  des Swiss Polar Institute dar. Thomas Stocker verwies an der Medienkonferenz zum Beispiel auf das „Oldest Ice Project“, bei dem das Oeschger-Zentrum eine führende Rolle spielt. Ziel dieser internationalen Initiative ist, einen Kern aus dem ältesten Eis der Erde zu bohren und so Klimainformationen über die vergangen 1,5 Millionen Jahre zu erhalten. Der tiefe Blick in die Klimavergangenheit soll insbesondere zum besseren Verständnis des Wechselspiels zwischen Warm- und Kaltzeiten beitragen und so Informationen über Dynamik und Verletzlichkeit des Erdsystems liefern. Dank diesem Vorhaben, so Stocker, könne die Polarforschung beitragen „die Grenzen unseres Wissens wahrhaftig zu verschieben“. Bei der Finanzierung dieses Grossprojekts hofft er nicht zuletzt auf das SPI.