Vorzeigestudent mit Praxiserfahrung

Nils Spycher hat unter den Studierenden der Graduate School of Climate Sciences den zweitbesten Abschluss seines Jahrgangs erzielt und wurde mit einem «2023 Oeschger Young Scientist’s Prize» ausgezeichnet. Nun unterstützt er Firmen bei der Berechnung ihres ökologischen Fussabdrucks.

Der Übergang vom Studium ins Arbeitsleben hätte für Nils Spycher nicht fliessender verlaufen können – bloss ein wenig früher als für die meisten anderen Studierenden. Nach seinem Bachelorabschluss suchte der junge Volkswirt eine Praktikumsstelle und stiess so zur Berner Firma reCIRCLE, die Einwegverpackungen durch wiederverwendbare, qualitativ hochwertige, zahlbare und ökologischere Mehrwegverpackungen in der Gastronomie ersetzt. Aus dem Praktikum wurde mehr, und schliesslich Nils absolvierte sein Klimamaster-Studium berufsbegleitend: Er arbeitete 60 Prozent und mehr bei reCIRCLE und stieg bis zum Co-Projektleiter «Internationalisation and Sustainability» auf. Gleichzeitig gab er aber auch im Studium sein Bestes und schloss an der Graduate School of Climate Sciences der Universität Bern als Zweitbester seines Jahrgangs ab.

Das soll ihm mal einer nachmachen! Doch der Preisträger des «2023 Oeschger Young Scientist’s Prize» meint bescheiden: «Ich habe für den Master ja auch eineinhalbmal so lange gebraucht wie vorgesehen.»

Ideale Kombination gefunden

Klima- und Umweltfragen interessierten Nils Spycher schon auf dem Gymnasium – aber eben auch Wirtschaft und Mathematik. So entschloss er sich, an der Universität Bern Volkswirtschaft zu studieren und machte seinen Bachelor mit Nebenfach Nachhaltige Entwicklung. Für einem Master suchte er dann nach einem Angebot, bei dem wissenschaftliches Arbeiten im Vordergrund stand und daneben auch der Nachhaltigkeitsaspekt eine wichtige Rolle spielte. «Mit dem Klimamaster habe ich eine für mich ideale Kombination gefunden», sagt Nils Spycher, «das Zusammenspiel von Wirtschaft und Klima hat mir sehr entsprochen.»

Etwa einen Drittel der Veranstaltungen hab er ausserhalb der Klimaökonomie besucht, so Spycher. Er belegte Vorlesungen in Klimatologie und Meteorologie aber auch in den Sozialwissenschaften. Im Zentrum seines Studiums aber stand dann doch die Verbindung von Klima und Wirtschaft. So auch bei seiner Masterarbeit. Zusammen mit seinem Betreuer an der Uni und seiner Chefin bei der Arbeit heckte er ein Projekt aus, das Theorie und Praxis aufs Schönste zusammenbrachte: Er untersuchte, welchen Aufschlag Menschen für eine Essenslieferung zu zahlen bereit sind, bei der eine Mehrwegverpackung wieder zuhause abgeholt wird.

«Ich wollte die Zahlungsbereitschaft für ein ökologisches Gut berechnen, für das es keinen direkten Markt gibt», sagt der frischgebackene Klimaökonom. Als theoretisches Werkzeug setzte er dazu die sogenannte Contingent Valuation Methode ein und führte eine Befragung bei rund 200 Kundinnen und Kunden von Home-Delivery Firmen durch. Das Resultat fiel aus Umweltsicht ernüchternd aus: Die meisten Befragten würden sich den Abholdienst nicht mehr als einen Franken kosten lassen. Zuwenig um so einen Service kostendeckend betreiben zu können. Das Zusatzangebot, das Nils Spycher für seinen Arbeitgeber hätte kreieren wollen, wurde bei reCIRCLE denn auch vorerst auf Eis gelegt.

Klimaschutz in der Wirtschaft vorantreiben

Nach seinem Masterabschluss machte sich Nils Spycher auf die Suche nach einer neuen Stelle. «Ich wollte an einem Ort arbeiten», sagt er, «wo Umweltaspekte wie Ökobilanzen im Vordergrund stehen.» Ein Bereich, in dem heute viele Studienabgänger eine Stelle suchen, wie Spycher erfahren musste. Bei den Nachhaltigkeitsabteilungen von Grossfirmen wie der SBB bewerben sich Abgänger aus unterschiedlichen Studienrichtungen. Welches Gewicht hat in dieser Konkurrenzsituation ein Klimamaster? «Mit diesem Abschluss findet man definitiv eine Stelle», ist der Gewinner eines «2023 Oeschger Young Scientist’s Prize» überzeugt.

Er selbst arbeitet seit kurzem bei der im Klimaschutz tätigen Schweizer Firma myclimate, wo er Unternehmen dabei unterstützt, ihren ökologischen Fussabdruck zu berechnen. Sein Vorgänger übrigens auf diesem Posten war auch ein Abgänger der Graduate School of Climate Sciences der Universität Bern.

(Februar 2024)