Den städtischen Hitzeinseln auf der Spur

Moritz Burger hat unter den Studierenden der Graduate School of Climate Sciences den zweitbesten Abschluss seines Jahrgangs erzielt und wurde für seine Leistung mit einem «2020 Oeschger Young Scientist’s Prize» ausgezeichnet. Nun schreib er eine Doktorarbeit: Seinem Masterarbeitsthema, dem Berner Stadtklima, ist er treu geblieben. 

Porträt von Moritz Burger

Er kennt die Stadt Bern wie seine Westentasche. Moritz Burger hat in der Bundesstadt nicht nur das Gymnasium besucht und danach sein Bachelor- und Masterstudium absolviert, er wohnt auch hier und vor allem: Er hat Bern hat zu seinem Forschungsgegenstand gemacht. Sein Thema: die Sommerhitze oder genauer urbane Hitzeinseln in Bern.

Ergeben hat sich dieses Forschungsgebiet wie vieles in Moritz Burgers Leben eher zufällig. «Ich lasse mich gerne etwas von den Dingen leiten, die auf mich zukommen», sagt er. Genau so kam er auch auf die Idee, einen Master in Klimawissenschaften zu machen. Während seines Bachelorstudiums in Geographie hatte Moritz Burger nicht zuletzt die Mischungen zwischen exakten und sozialen Wissenschaften gefallen. Nach einem Auslandsemester in Spanien aber spürte er das Bedürfnis, sich stärker zu spezialisieren. Deshalb entschied er sich schliesslich für den Klimamaster: inhaltlich breitgefächert und mit einer Spezialisierung nach Wahl.

Der Berner hat seinen Studienentscheid nicht bereut: «Es ist heute viel fassbarer, was das Studium aus mir gemacht hat als nach dem Bachelor», sagt er, «Ich bin ein Klimawissenschafter mit einem Background in Geographie.»

Hitzekarten für die Stadt Bern

In seiner Masterarbeit wertete er klimatologische Daten für die Stadt Bern aus, welche die Gruppe für Klimatologie des OCCR 2018 und 2019 erhoben hatten, dabei wurden an rund 80 Messstationen automatisch alle zehn Minuten die Lufttemperaturen gemessen. Mit Hilfe von Daten zur Landnutzung wie Grün- oder Wasserflächen interpolierte der junge Klimawissenschafter dann Hitzekarten der Stadt Bern.

Nun arbeitet Moritz Burger im selben Bereich an seiner Dissertation. «Ich wurde angefragt, ob ich nicht aufbauend auf das Thema meiner Masterarbeit das Hitzeinsel-Projekt weiterentwickeln möchte», erzählt er. Wieder so ein glücklicher Zufall.

In der aktuellen Forschungsarbeit zum Berner Stadtklima soll es unter anderen darum gehen, vorauszusagen, wo es in der Stadt jeweils in den nächsten Stunden um wieviel heisser wird. Diese Daten sollen in ein Projekt zu den Folgen von Hitzewellen auf die menschliche Gesundheit der OCCR-Gruppe «Klimawandel und Gesundheit» einfliessen. In einem weiteren Ast seiner Dissertation will Moritz Burger ergründen, welcher Anteil des Temperaturanstiegs in Bern auf den Klimawandel zurückzuführen ist und welcher auf die Stadtentwicklung. Dazu modelliert er das Stadtklima.

Grundlagen für die Beantwortung der diversen Fragestellungen sind nicht nur die aktuellen Messdaten zum Berner Stadtklima, sondern auch die Ergebnisse einer Messkampagne aus den Jahren 1972 – 1974. Auch vor einem halben Jahrhundert betrieb das Geographische Institut der Universität schon 50 Messstationen. Doch nur ein Teil von ihnen war mit Temperatursensoren ausgerüstet. Im Vordergrund standen damals ja auch nicht urbane Hitzeinseln, sondern die Luftschadstoffe, die der Stadt zu schaffen machten. Zumindest dieses Problem ist nicht mehr so drängend – die sommerliche Hitze hingegen wird in Bern und vielen anderen Schweizer Städten künftig wohl Alltag sein.

(Februar 2021)